Orange Gaswolke über Aschaffenburg – Feuerwehr rückt wegen Chemieunfall in Großaufgebot aus

Wenn Sie im Raum Aschaffenburg wohnen, hat Ihr Handy am Dienstagabend ziemlich sicher Alarm geschlagen. Nicht etwa weil Warntag war, sondern weil sich eine orangefarbene Gaswolke über den Landkreis erstreckte. Was es mit diesem Zwischenfall auf sich hatte, sehen Sie jetzt.

Rauchentwicklung nach chemischer Reaktion

Orangefarbener Rauch bewegte sich am Dienstagabend über den Aschaffenburger Abendhimmel. Dieser stammte aus dem Schornstein einer Fabrik im Industriegebiet in Mainaschaff. Durch Wind und Wetter wurde er in Richtung Aschaffenburg, Striedwald und Goldbach getragen.

„Beim Ausrücken hab ich schon eigentlich fast von Zuhause, ich wohn circa drei Kilometer weg, schon gesehen, dass es kein, in dem Sinne normales Feuer ist sondern dass so ein orange-roter Rauch aus der Firma aufgestiegen ist. Mir war eigentlich schon fast klar bei der Anfahrt, weil ich weiß was die Firma hier macht, dass es sich hier um eine Reaktion in einem Säurebecken handelt und dementsprechend haben wir auch nochmal das Schlagwort erhöht sogar auf ABC Gefahr. Das heißt es werden auch nochmal automatisch Messzugs, Warntrupps alarmiert.“ so Frank Wissel, Kreisbrandrat Aschaffenburg.

Insgesamt waren circa 400 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und Katastrophenschutz im Einsatz, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Ein etwa LKW-Reifen großes Metallstück war, während der Verarbeitung in der Fabrik, in ein Becken mit Salpetersäure gefallen, was zu der chemischen Reaktion geführt hatte.

Einsatzkräfte warnen Bevölkerung

,,Die erste Maßnahme war tatsächlich die Bevölkerung hier in der Nähe sofort zu warnen. Das hat sehr gut funktioniert mit den ersten Feuerwehrfahrzeugen, die da waren, mit der Polizei die uns sehr gut unterstützt hat. Wir haben im Prinzip einfach Warnungen ausgesprochen: Fenster, Türen geschlossen halten. Es tritt ein Gefahrstoff aus. Das hat meiner Meinung nach gut funktioniert.“, so Wissel weiter.

Auch über Warnapps, wie Nina und Katwarn wurde davor gewarnt nach draußen zu gehen und dazu angewiesen Klima- und Belüftungsanlagen abzuschalten. Zunächst wusste man nämlich noch nicht, welche Gefahr für die Zivilbevölkerung besteht. Die entstandenen Nitrose Gase können zu Atemproblemen, Atemwegsreizungen und sogar zu bleibenden Schäden führen – ein Risiko, welches die Einsatzkräfte nicht auf die leichte Schulter nahmen. Der Rettungsdienst installierte deshalb auch eine Anlaufstelle für die Bevölkerung am Rotkreuzhaus in Kleinostheim. Um schwerwiegende Folgen zu vermeiden, machte sich die Feuerwehr direkt an die Arbeit.

Feuerwehr kämpft gegen Gas an

„Man versucht diesen Gasaustritt zu beschränken indem man einfach nen Wassernebel auf diese Einsatzstelle bringt. Aber die Reaktion endet dann einfach nicht. Das heißt wir müssen irgendwann mal in die Nähe dieses Säurebeckens kommen und die Reaktion beenden. Und das haben wir erst versucht indem man ein Metallteil, das sehr groß war sogar, in dieses Becken gefallen war, herauszunehmen. Das war aber leider nicht möglich. Und dann haben wir quasi die Reaktion beendet indem wir die Säure, die da drin war in dem Becken, einfach in ein anderes Becken umgepumpt haben.“, so Wissel weiter.

Was einfach klingt, ist in der Praxis nicht so leicht umzusetzen. Ungefähr zwei Stunden brauchten die Feuerwehrleute, bis die Gefahr gebannt war. Dabei trugen sie Chemikalienschutzanzüge, die sie vor den giftigen Dämpfen schützen sollten. Mit diesen Anzügen zu arbeiten ist besonders anstrengend. Um erschöpfungsbedingte Fehler zu vermeiden, müssen die Einsatzkräfte also regelmäßig ausgetauscht werden. Durch ihre beherzte Arbeit, konnten ernsthafte Folgen vermieden werden.

Folgen von Chemieunfall bleiben minimal

„Drumherum hier sind Supermärkte, hier sind Märkte die ja noch offen waren. Hier ist auch die Bevölkerung nicht weit weg. Von daher haben wir sehr stark eigentlich gewarnt, dass die Bevölkerung das ganze wahrnimmt. Im Prinzip ist das was, wenn sie das einatmen, das geht auf die Lunge. Kann auch spätere Erkrankungen geben. Man merkt das auch wenn man das einatmet in der Nähe: Man bekommt Kopfweh Schwindelgefühl. Das war Gott sei Dank alles nicht der Fall. Wir haben nur vier Betroffene. Das ist sehr positiv bei dieser Lage wenn man die Rauchentwicklung gesehen hat.“, so Wissel.

Auch weitere Gefahrenstoffmessungen ergaben keine Gefahr für die Allgemeinbevölkerung. Angepflanztes Obst und Gemüse kann weiterhin bedenkenlos geerntet und verzehrt werden. Das routinierte Vorgehen der Einsatzkräfte konnte eine ernstzunehmende Gefahrensituation verhindern und zeigte, dass die Abläufe im Ernstfall einwandfrei funktionieren. In den kommenden Tagen werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fabrik mit den Aufräumarbeiten beschäftigt sein. Die Polizei, wie auch der Kriminaldauerdienst Aschaffenburg, gehen derweil der Ursache des Zwischenfalls auf den Grund.

Quelle: TV Mainfranken